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Arbeit und Geld Zur Finanzierung des Festivals

Foto: Willy Müller
Foto: Willy Müller

Es gibt ein paar Konstanten, um die man für ein richtiges OPEN OHR nicht herum kommt und eine davon ist Geld. Oder besser gesagt: die einzigartige Finanzierung des Festivals.

Der wichtigste Grundsatz der Finanzierung,  lässt sich im Kern damit zusammenfassen, dass mit dem Festival kein Gewinn erwirtschaftet wird. Alle Einnahmen, die erzielt werden, decken die Ausgaben.
Ein zweiter, wichtiger Grundsatz betrifft die Veranstalter*innen:

Da gibt es einmal die freie Projektgruppe für die Programmplanung, die ehrenamtlich arbeitet, also kein Honorar oder Gehalt für ihre Arbeit bekommt. Für die infrastrukturelle Planung und Durchführung wiederum ist das Amt für Jugend und Familie der Stadt Mainz zuständig, deren Mitarbeiter*innen bei der Stadt und nicht ausschließlich für das Festival angestellt sind. Vereinfacht kann man sagen: Alles, was mit den Eintrittsgeldern bezahlt wird, kann man an Pfingsten auf der Zitadelle auch sehen und anfassen. – nur bitte nicht ungefragt in die Tat umsetzen.

 

Den Etat, über den das alles bezahlt wird, darf man sich nicht als dickes Konto vorstellen, auf dem Geld liegt, das dann von der Projektgruppe einfach ausgegeben wird, sondern er ergibt sich aus einem sogenannten Ausgabeansatz im Haushalt der Stadt Mainz. Wenn alle ein oder zwei Jahre im Stadtrat ein neuer Haushalt beschlossen wird, findet sich dort immer auch ein Posten für das OPEN OHR und in dieser Höhe darf für das Festival dann Geld ausgegeben werden. Dieser Etat im Stadthaushalt wird aber nur unter einer Bedingung gewährt, einer sogenannten Einnahmeverpflichtung. Um vom Stadtrat den Etat bewilligt zu bekommen, verpflichtet sich die Projektgruppe dazu, das Festival so zu kalkulieren, dass sie diese Ausgaben auch wieder einnimmt, sie bekommt also einen Vorschuss, den es wieder auszugleichen gilt.

 

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Die Stadt wiederum unterstützt das Festival aber auch an drei Punkten finanziell: Zum einen muss das Festival immer etwas weniger Geld einnehmen, als es bekommt. Zum zweiten übernimmt die Stadt eine sogenannte Ausfallbürgschaft, die eine enorme Sicherheit für das Festival ist: Sollte das OPEN OHR wegen beispielsweise eines Unwetters oder, so abwegig es klingen mag, wegen einer weltweiten, unvorhersehbaren Pandemie die Einnahmeverpflichtung nicht erfüllen können, übernimmt die Stadt das Defizit und bürgt für das Festival. Und drittens beschäftigt die Stadt jene Mitarbeiter*innen, die sich um die Infrastruktur des Festivals kümmern und stellt etliche weitere Mitarbeiter*innen an Pfingsten ab, um bei der Durchführung auf der Zitadelle zu helfen.

 

Neben dieser Unterstützung der Stadt, gibt es noch weitere Geldgeber: Der Kultursommer, ein Förderprogramm vom Land Rheinland-Pfalz, bezuschusst das OPEN OHR seit vielen Jahren und der OPEN OHR Verein stellt ebenfalls jedes Jahr einen Betrag für das Programm zur Verfügung.
Wie viele andere Festivals hat auch das OPEN OHR darüber hinaus lokale Sponsor*innen, die auf dem Festival werben dürfen und die das Festival schon lange und dankenswert verlässlich unterstützen.
Die größte und wichtigste Einnahmequelle sind aber die Ticketverkäufe, die 80% der gesamten Einnahmen ausmachen.
Dieses über Jahrzehnte ausgetüftelte Gleichgewicht zwischen inhaltlicher Autonomie und finanzieller Sicherheit wird auch in Zukunft auf Parteien im Stadtrat angewiesen sein, die um den Wert politischer Bildung und gelebter, alternativer Jugendkultur wissen und letztlich auf ein Publikum, das bereit ist, die Kosten für Müllentsorgung, Toiletten und Technik auch dann zu zahlen, wenn sie weiter so steigen werden. Zur pragmatischen Realität eines noch so politischen Festivals gehört eben auch, dass nicht nur Wort und Lied einen Wert haben, sondern auch jedes Kabel, jeder Handgriff und jedes Absperrgitter.