Stummfilm: Die Stadt ohne Juden
Stummfilm, Österreich, 1924,
von K.H. Breslauer, 80 Minuten;
FSK: ohne Altersbeschränkung
Der Staat Utopia wird von Arbeitslosigkeit und einer rasenden Inflation heimgesucht, Massen demonstrieren in den Straßen. Die antisemitischen Großdeutschen, allen voran die beiden Abgeordneten Rat Bernart und Volbert, nehmen die Situation zum Anlass, den Juden und Jüdinnen die Schuld an der Misere zu geben. Im Parlament wird ihre Ausweisung beschlossen.
Der Stummfilm Die Stadt ohne Juden regt zu tiefem Nachdenken an, über historische Zeit, über die Blindheit der Zeitgenossenschaft, über unsere Gegenwart und Zukunft selbst. Auf dem gleichnamigen Roman von übermorgen des jüdischen Schriftstellers und Journalisten Hugo Bettauer (1872 – 1925) basierend, wurde der Film 1924 in Wien gedreht. Irritierend prophetisch zeigt er – nur 15 Jahre vor den Novemberpogromen – den eskalierenden Antisemitismus seiner Zeit und die Verarmung einer Stadt nach der Vertreibung der jüdischen Bevölkerung. Das Werk war nur in einer fragmentarischen Version erhalten, bis es 2015 auf einem Pariser Flohmarkt wiederentdeckt wurde. Der Film wird musikalisch live durch das Gramm Art Project mit Julian Gramm (Gitarre) und Thomas Bugert (Kontrabass) untermalt und modern in Szene gesetzt.
